Von Hochglanz bis Naturstruktur: Wie die richtige Werkzeugoberfläche über Optik, Haptik und Funktion entscheidet
Die Oberfläche eines Kunststoffteils ist weit mehr als nur eine Frage der Optik – sie beeinflusst Haptik, Funktionalität und sogar die Verarbeitbarkeit. Im Spritzgussverfahren spielen Oberflächenstrukturen eine zentrale Rolle: Je nach Einsatzgebiet und Material müssen sie unterschiedlich gestaltet sein – von hochglänzend bis rau, von technischer Anforderung bis zu emotionaler Produktansprache.
Welche Oberflächenarten gibt es im Spritzguss?
Die Werkzeugoberfläche ist der direkte „Abdruckgeber“ für die spätere Bauteiloberfläche. Typische Ausführungen sind:
- Hochglänzende Oberflächen: Polierte Werkzeugoberflächen erzeugen spiegelglatte Kunststoffteile. Ideal für dekorative Bauteile, aber auch anfällig für Kratzer.
- Matte Oberflächen: Mit feiner Sandstrahlung oder chemischer Ätzung entsteht eine diffuse, reflexionsarme Struktur.
- Rau strukturierte Oberflächen: Durch Funkenerosion oder Lasergravur lassen sich gezielt raue Strukturen erzeugen – z. B. für bessere Griffigkeit oder ein natürliches Aussehen.
- Technische Oberflächen: Funktionale Strukturen wie Mikronoppen oder Riefen können Reibung verringern oder Verkleben verhindern.
Herausforderungen bei der Oberflächen¬gestaltung
- Werkstoffabhängigkeit
Nicht jeder Kunststoff lässt sich gleich gut formen. Bio-Kunststoffe oder naturfaserverstärkte Compounds – wie unser Material mit Sonnenblumenkernschalen – reagieren anders als konventionelle Kunststoffe. Rauere Oberflächen lassen sich hier besonders gut darstellen, da die natürlichen Partikel Strukturen unterstützen.
- Reinigung & Wartung der Werkzeuge
Je feiner und komplexer die Oberfläche, desto empfindlicher ist sie gegenüber Anhaftungen oder Rückständen. Gerade bei biobasierten Werkstoffen muss das Werkzeug sorgfältig gepflegt werden.
- Entformungsverhalten
Stark strukturierte Oberflächen können die Entformung erschweren – vor allem bei Hinterschnitten oder tiefen Texturen. Ein gutes Zusammenspiel von Werkzeugdesign, Materialwahl und Prozessführung ist essenziell.
- Reproduzierbarkeit & Serienfähigkeit
Dekorative oder funktionale Strukturen müssen auch bei größeren Serien präzise und gleichmäßig übertragen werden. Das stellt besonders bei Naturwerkstoffen hohe Anforderungen an die Prozesskontrolle.
Praxisbeispiel: Der 6er-Träger mit Strukturvielfalt
Auf den Arburg Technologietagen 2023 haben wir gemeinsam mit Haidlmair einen 6er-Träger aus unserem Compound mit Sonnenblumenkernschalen als Give-Away gefertigt. Dieses Bauteil ist nicht nur ein praktisches Tool, sondern auch ein ideales Demonstrationsobjekt:
- Glatt vs. rau – Der 6er-Träger zeigt auf einer Fläche verschiedene Oberflächenbereiche
- Materialwirkung – Besonders interessant ist das Zusammenspiel zwischen Struktur und dem naturbasierten Look der Sonnenblumenkernschalen.
- Design trifft Nachhaltigkeit – Das Produkt verdeutlicht, wie moderne Biowerkstoffe auch ästhetisch und funktional überzeugen können.
Die Besuchenden der Technologietage konnten so direkt sehen und fühlen, wie vielseitig strukturierte Oberflächen im Spritzguss umsetzbar sind – auch mit nachhaltigen Werkstoffen.
Fazit: Oberfläche ist mehr als nur Optik
Im Spritzguss entscheidet die Oberfläche über mehr als nur das Aussehen – sie beeinflusst den gesamten Produkterfolg. Wer Materialien, Werkzeugtechnik und Oberflächenstruktur klug kombiniert, kann sowohl funktionale als auch nachhaltige Lösungen realisieren.
Unser Beispiel des 6er-Trägers aus Sonnenblumenkernschalen zeigt: Auch Biokunststoffe bieten eine erstaunliche Bandbreite an Möglichkeiten – von hochglänzend bis naturnah strukturiert. Sprechen Sie uns an, wenn Sie Ihre Produkte mit nachhaltigen Materialien und durchdachter Oberflächengestaltung neu denken wollen.


