WPC vs. S²PC – Warum beide Materialien ihre Berechtigung haben

Biokomposite liegen im Trend – sie verbinden die Vorteile technischer Kunststoffe mit natürlichen Faserstoffen und bieten so nachhaltige Alternativen zu rein fossilen Materialien. Besonders bekannt ist WPC (Wood Plastic Composite), ein Verbundwerkstoff aus Holzfasern und (Bio)Kunststoff, der in Terrassendielen, Möbeln und Bauprodukten weit verbreitet ist.

Doch es gibt eine neue Generation nachhaltiger Materialien: S²PC – Sunflower Plastic Composite. Dabei handelt es sich um Biokunststoffe, die mit Sonnenblumenkernschalen verstärkt sind – einem Reststoff mit besonderen Vorteilen.

1. Rohstoffe im Vergleich: Abfall vs. wertvoller Brennstoff

Holzfaserverstärkte Kunststoffe sind etablierte Werkstoffe, doch ihre Herkunft ist nicht frei von Zielkonflikten. Holzreste, wie sie in WPC zum Einsatz kommen, stammen zwar häufig aus Nebenströmen der holzverarbeitenden Industrie, doch sie sind kein Abfallprodukt im eigentlichen Sinne. Insbesondere in Zeiten der Energiekrise werden Holzreste vermehrt zur Energiegewinnung verwendet, etwa in Form von Pellets zur Wärmeerzeugung. Damit entsteht eine direkte Konkurrenz um den Rohstoff – zwischen Baustoffindustrie, Energieversorgung und Kunststoffverarbeitung.

Ganz anders sieht es bei Sonnenblumenkernschalen aus. Sie fallen automatisch bei der Herstellung von Sonnenblumenkernen für den menschlichen Verzehr an – in großen Mengen. Niemand würde ein Sonnenblumenfeld nur wegen der Kernschalen anlegen. Der Rohstoff ist also ein echtes Nebenprodukt, das bisher kaum genutzt wird. Es gibt keine nennenswerten alternativen Einsatzmöglichkeiten.

Fazit: Sonnenblumenkernschalen sind ein wertvoller Rohstoff ohne Konkurrenz im Landnutzungssystem – und damit ökologisch klar im Vorteil.

2. Technologische Vorteile in der Verarbeitung

Ein weiterer Pluspunkt von S²PC: Die Restölanteile in Sonnenblumenkernschalen wirken wie ein natürliches Gleitmittel im Verarbeitungsprozess. Das sorgt für eine reibungsärmere Verarbeitung im Werkzeug, reduziert den Verschleiß und ermöglicht in vielen Fällen kürzere Zykluszeiten oder niedrigere Verarbeitungstemperaturen. Das spart Energie, schont Maschinen und verbessert die Gesamtökobilanz.

Fazit: S²PC-Materialien sind nicht nur nachhaltiger, sondern auch prozesstechnisch effizienter.

WPC vs. S²PC
KI generiertes Bild, ein Kampf zwischen WPC und S²PC

3. Einsatzgebiete und Materialflexibilität

Beide Naturfasern – Holz und Sonnenblumenkernschalen – haben ihre Daseinsberechtigung. In Kombination mit einem biologisch abbaubaren Polymer wie Bio-PBS zeigen sich jeweils unterschiedliche Stärken.

  • Für Anwendungen im Lebensmittelbereich, wie z. B. biologisch abbaubare Kaffeekapseln (HOMEcap®), ist eine speziell gereinigte Holzfaser notwendig, die lebensmittelrechtlich zugelassen ist. In diesen Fällen ist die Holzfaser nach wie vor die erste Wahl.
  • In allen anderen Bereichen, z. B. für Pflanztöpfe, Verpackungen, technische Bauteile oder Konsumgüter, ist die Sonnenblumenkernschale eine hervorragende Alternative – mit dem Vorteil, dass die eingesetzten Reststoffe nach der Nutzung sogar biologisch zersetzt werden können, sofern ein abbaubares Polymer verwendet wird.

Fazit: Holzfasern können sich vor allem für Produkte mit Lebensmittelkontakt eignen, während die Sonnenblumenkernschale eher ein Allrounder für andere Bereiche ist.

4. Nachhaltigkeit beginnt beim Rohstoff

Bei der Entwicklung nachhaltiger Werkstoffe kommt es nicht nur auf die biologische Abbaubarkeit oder den Rezyklatgehalt an – entscheidend ist die Frage: Woher kommen die Rohstoffe, und welche Alternativen gäbe es für deren Nutzung?

Sonnenblumenkernschalen sind hier ein echtes Kreislauf-Vorzeigematerial:

  • Sie entstehen ohne zusätzlichen Landverbrauch,
  • konkurrieren mit keiner anderen Industrie,
  • sind regional verfügbar,
  • benötigen keine aufwändige Reinigung,
  • und bringen prozesstechnische Vorteile mit sich.

In Kombination mit biobasierten oder biologisch abbaubaren Polymeren ergibt sich ein Werkstoff, der nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll ist.

Fazit: Während WPC weiterhin seine Nische in bestimmten Anwendungen behalten wird, bietet S²PC ein überzeugendes Gesamtpaket: Reststoffverwertung ohne Landnutzungskonkurrenz, verbesserte Verarbeitung, breitere Einsatzmöglichkeiten und ein deutlich geringerer ökologischer Fußabdruck.

Wer also auf der Suche nach einem zukunftsfähigen Biokomposit ist, das Ressourcenschonung, Funktionalität und Nachhaltigkeit vereint, kommt an S²PC mit Sonnenblumenkernschalen nicht vorbei.

Neugierig geworden?

Josephine Donner

Melden Sie sich gerne bei unserer Mitarbeiterin Josephine Donner für weitere Informationen!

Das könnte Sie auch interessieren

Verarbeitungshinweise
4 Tipps, um das Beste aus unserem Spritzgussmaterial herauszuholen

Sie möchten das nachhaltige Spritzgussmaterial GC green optimal verarbeiten? Wir haben die wichtigsten Verarbeitungshinweise für Sie zusammengestellt, damit Sie die besten Ergebnisse erzielen. Von der richtigen Lagerung über die empfohlenen Verarbeitungstemperaturen bis hin zu Tipps für die Maschineneinstellungen – hier erfahren Sie, worauf es ankommt.

Biokunststoffe für die Bioökonomie
Golden Compound: Nachhaltige Materialien für die Bioökonomie

Wir bei Golden Compound setzen auf die Bioökonomie, um nachhaltige Materialien für die Zukunft zu schaffen. Unsere Biowerkstoffe aus Sonnenblumenkernschalen verbinden Ökologie und Funktionalität – von biologisch abbaubaren Kaffeekapseln bis zu langlebigen technischen Anwendungen. Gemeinsam mit unseren Kunden gestalten wir die Kreislaufwirtschaft von morgen.